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Sparkassen spielen
in der Corona-Krise
ihre Stärken aus

Die Corona-Pandemie und die damit zusammenhängenden Lockdown-Maßnahmen haben im Jahr 2020 viele Firmen, Einzelunternehmer, aber auch private Haushalte in Bedrängnis gebracht. Kunden in Notlagen brauchten dringend Geld, wollten sich absichern oder hatten viele Fragen zu  Hilfsprogrammen und Förderkrediten. Wie groß der Beratungsbedarf im Jahr 2020 war und was in den Monaten März bis Dezember in den Sparkassen los war, lässt sich  an der Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres ablesen. Ein Beispiel dafür ist der Monat April. Die Neuzusagen für Kredite an Unternehmen und Selbständige stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 82 %.

Noch stärker wirkte der Lockdown auf das Sparverhalten. Im Schnitt legten die Kunden der westfälisch-lippischen Sparkassen jeden Werktag 130 Mio. € zusätzlich an die Seite. Im April waren bereits nach lediglich drei Werktagen mehr Einlagen zusammengekommen als in den ersten 13 Wochen des Jahres insgesamt. Der Anstieg belief sich auf 2,6 Mrd. € bzw. 183 %.

Um Details des Geschäftsjahres 2020 zu erfahren, klicken Sie einfach rechts auf die Überschriften.  Ganz allgemein lässt sich festhalten: In der Corona-Krise haben  die Sparkassen in Westfalen-Lippe und ihr Verband –  erneut – ihre Stärken ausgespielt und sich als wichtiger Stabilitätsfaktor entpuppt. Es ist darum im Grunde kein Wunder, dass sie auch mit Blick auf das Gesamtjahr 2020 ein Rekord-Wachstum melden.

Größtes
Bilanzsummen-Wachstum
in der Geschichte

Erstmals erreichten die Sparkassen in Westfalen-Lippe eine aggregierte Bilanzsumme von mehr als 150 Mrd. €. Der Anstieg um 13,0 Mrd. € (9,3 %) auf 153,3 Mrd. € ist absolut gesehen der höchste in ihrer Geschichte und entspricht dem Zuwachs der vorangegangenen drei Jahre zusammen.

Den wichtigsten Anteil daran hatte die bisher einmalige Gesamtentwicklung bei den Kundeneinlagen. Der Zuwachs betrug im vergangenen Jahr bemerkenswerte 9,4 Mrd. € bzw. 9 % auf 113,0 Mrd. €.

Das Wachstum bei den Darlehenszusagen im Kreditneugeschäft belief sich auf 14,2 %. Sie legten um 2,75 Mrd. € auf 22,0 Mrd. € zu. Insgesamt stiegen die Bestände an Kundenkrediten bei den westfälisch-lippischen Sparkassen um 4,9 Mrd. € auf 102,4 Mrd. €.

Der Überhang an Einlagen gegenüber den Krediten schoss damit um 71 % auf 10,6 Mrd. € empor.

Bilanzsumme steigt auf über 150 Mrd. € (+9%)

Kunden stellen 96.000 Anträge
auf staatliche Hilfsprogramme

In der Corona-Pandemie ging es für viele Firmen und Einzelselbstständige vor allem um die Sicherung ihrer Existenz. Die Sparkassen kamen ihrer Aufgabe als Hausbank hier besonders engagiert nach und konnten oft schnell und unbürokratisch helfen. Sie haben staatliche Hilfen vorfinanziert und Kreditlinien - wenn notwendig - ausgeweitet oder fällige Tilgungsleistungen gestundet. Sparkassen leiteten Corona-Förderkredite mit einem Volumen von 1,6 Mrd. € an ihre Kunden weiter.

Generell haben die Sparkassen den Löwenanteil aller Corona-Hilfskredite vergeben – in Nordrhein-Westfalen 30 % mehr als die Groß- und Regionalbanken sowie 50 % mehr als die Genossenschaftsbanken.

Außerdem nahmen die 57 Sparkassen in Westfalen-Lippe pandemiebedingt 27.000 Stundungen der Zins- und Tilgungsleistungen bei Privatkunden (98,5 Mio. €) und 21.000 Stundungen bei Firmenkunden (395,7 Mio. €) vor.

Sofort wirksam: Sparkassen stunden 48.000 Kredite

Firmenkunden:
Starkes Wachstum bei Unternehmenskrediten

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben noch nie so viele Förderkredite wie im Jahr 2020 ausgereicht. Allerdings haben sich ihre Kunden nicht allein auf Förderkredite beschränkt, sondern auch Sparkassenkredite nachgefragt. Der Kreditbestand bei den Firmenkunden stieg im Jahr 2020 um 6,2 % auf 53,6 Mrd. € an.

Die Darlehenszusagen – der Indikator für die Vitalität des Kreditgeschäftes – stieg bei dieser Kundengruppe von 11,1 Mrd. € im Vorjahr auf 12,8 Mrd. € an. Das entspricht einem Wachstum von 15,4 % und ist damit der stärkste Anstieg bei den Firmenkrediten in 70 Jahren. Die damit verbundene Botschaft lautet: Die Sparkassen waren in jeder Hinsicht für ihre Firmenkunden da.

Sehr vitale Kreditnachfrage - Zuwachs von 11,1 auf 12,8 Mrd. €

Privatkunden:
Weiterhin starkes Wohnungsbaugeschäft

Der Kreditbestand der westfälisch-lippischen Sparkassen-Privatkunden stieg im Jahr 2020 um 4,8 % auf 44,2 Mrd. € an. Die Darlehenszusagen beliefen sich auf 8,6 Mrd. €, das sind 10,8 % mehr als im Jahr 2019.

Dabei fällt der Schwerpunkt der Darlehenszusagen mit 7,3 Mrd. € auf das Wohnungsbaugeschäft – eine Entwicklung, die sich seit vielen Jahren fortsetzt. In Zeiten der Corona-Pandemie überrascht das nicht: Viele Sparkassen meldeten dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe zurück, dass für ihre Kunden das eigene Zuhause durch die Pandemie-Erfahrungen als wichtiger Rückzugsort und sogar „rettende Insel“ emotional wichtiger geworden ist. Schließlich waren die meisten Menschen noch nie so viel zu Hause wie in 2020.

Allerdings lässt sich diesmal ein Wandel bei Lage und Art der nachgefragten Immobilien feststellen: Der Trend zur Immobilie außerhalb der Ballungszentren hat durch Corona weiter Fahrt aufgenommen. Die sogenannte „Landlust“ hat sich in der Corona-Krise verstärkt. Da krisenbedingt viele Menschen im Homeoffice arbeiten und sich diese Arbeitsweise etablieren wird, gehen die Sparkassen in Westfalen-Lippe davon aus, dass das Wohnen außerhalb der Ballungszentren wieder attraktiver werden wird.

Über 14 % mehr Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten

Sparquote auf Allzeithoch – Wertpapiere gefragt wie selten

Die Corona-Pandemie hat einerseits durch die vorherrschende wirtschaftliche Verunsicherung für starke Konsumzurückhaltung gesorgt. Andererseits fehlten durch die ausgeprägten Lockdown-Beschränkungen schlicht zahlreiche Konsummöglichkeiten, und viele Menschen empfanden Einkaufen auf Abstand und mit Warteschlangen oder mit Termin als unattraktiv. Darüber hinaus neigen die Menschen in Krisenzeiten zu ausgeprägtem Vorsichtssparen. So ist zu erklären, dass sich die Sparquote im vergangenen Jahr von 10,9 % in 2019 auf ein neues Allzeithoch von 16,2 % geschraubt hat. Das hat zu einem starken Plus bei den Privatkundeneinlagen von 6,5 Mrd. € bzw.
8,0 % geführt.

Im Wertpapiergeschäft haben sich die Kunden der Sparkassen in Westfalen-Lippe in der Corona-Krise von den Börsenturbulenzen nicht verunsichern lassen. Sie überstanden den Kurs-Schock des Frühjahrs weitgehend unbeschadet und haben oftmals die niedrigen Kurse genutzt, um weitere Wertpapiere günstig zuzukaufen. Der Nettoabsatz von Wertpapieren – also die Differenz zwischen An- und Verkäufen –  legte darum gegenüber 2019 von 764 Mio. € auf 1.436 Mio. € um 88 % zu. Es ist 21 Jahre her, dass die Sparkassen in Westfalen-Lippe einen Nettoabsatz in dieser Größenordnung verzeichnen konnten.

In Zeiten von Minuszinsen standen Aktien und Investmentfonds im Fokus der Investitionen: Der Nettoabsatz bei Aktien lag mit 394 Mio. € mehr als dreimal so hoch wie im Vorjahr (Vorjahr
110 Mio. €) und der Absatz von Investmentfonds nahm kräftig um 50% zu.

Sparquote auf neuem Allzeithoch

Geldvermögen erreicht neuen Höchststand

Die Privatkunden der Sparkassen in Westfalen-Lippe bildeten im Jahr 2020 zusätzliches Vermögen in Höhe insgesamt von 8,0 Mrd. €.  Den größten Teil davon machten Einlagen der Kunden aus. Der Zuwachs lag bei 6,5 Mrd. €. Hinzu kommt der Wertpapiernettoabsatz in Höhe von 1,4 Mrd. €. Der Vermögensaufbau über das Bausparen und bei den Lebensversicherungen machte 122 Mio. € aus. Insgesamt verzeichneten die Sparkassen in Westfalen-Lippe fast 60% mehr Vermögensbildung. Das ist  – gerade in der Krise - ein gigantischer Vertrauensbeweis und stärkt die Position der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute in Deutschland enorm.

Doch die Freude über die Mittelzuflüsse ist bei den Sparkassen nicht ungetrübt: Die Institute können acht Milliarden € zusätzliche Einlagen nicht vollständig und vor allem nicht kurzfristig in Kreditgeschäft umwandeln. Im vergangenen Jahr ist den Sparkassen das für 4,4 Mrd. € neues Geld nicht gelungen – und das obwohl es pandemiebedingt eine kräftig erhöhte Kreditnachfrage gab. Daher werden Strategien diskutiert, wie dieser enorme  Mittelzufluss gewinnbringend oder zumindest verlustvermeidend eingebracht werden kann. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist unter anderem die verstärkte Debatte über die Einführung von Verwahrentgelten einzuordnen.

Kunden legen 8,0 Mrd. € zusätzlich auf die hohe Kante

Jahresergebnis

Zinsüberschuss geht weiter zurück

Die starke Kreditnachfrage und das hohe Einlagenwachstum im Jahr 2020 haben nicht verhindern können, dass das Betriebsergebnis der westfälisch-lippischen Sparkassen weiter zurückgeht. Die Gründe dafür haben sich allerdings auch nicht wesentlich verändert: Der Zinsüberschuss reduzierte sich um 59 Mio. € bzw. 2,5 % auf 2,29 Mrd. €, weil die Geldpolitik der der Europäischen Zentralbank nach wie vor keinen Preis für Geld vorsieht. Sie lässt im Einlagengeschäft keine ausreichenden Margen mehr zu – in der Breite machen die Sparkassen hier Verluste, die auch das starke Kreditgeschäft nicht kompensieren kann.

Sparkassen steuern gegen – Fortschritte bei Provisionsertrag und Kostenmanagement

Die Sparkassen und ihr Verband steuern dieser Entwicklung jedoch mit beachtlichem Erfolg entgegen. Der Provisionsüberschuss konnte um 29 Mio. € bzw. oder 3,2 % auf 956 Mio. € gesteigert werden. Die deutlich gestiegenen Umsätze im Wertpapiergeschäft wirkten sich hier positiv aus.

Hinzu kommen Kosteneinsparungen in Höhe von 26 Mio. €. Damit fiel der Rückgang des Betriebsergebnisses in Höhe von 4 Mio. € sehr moderat aus. Das ist einer enormen Kraftanstrengung der fast 23.000 Beschäftigten in den 57 Instituten und ihres Verbandes zu verdanken.

Sparkassen halten Betriebsergebnis weiterhin über 1 Mrd. €

Unter dem Strich haben die Sparkassen immer noch deutlich über 1 Mrd. € verdient. Das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich auf 1,18 Mrd. € oder 0,81 % der Durschnitts-Bilanzsumme (Vorjahr 0,87 %).

Cost-Income-Ratio bleibt stabil

Die Cost-Income-Ratio ist eine weitere wichtige Kennzahl: Sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr (64 %) leicht verbessert und liegt  bei 63,8 %. Das bedeutet, die Institute wenden 63,8 Cent auf, um einen Euro zu erwirtschaften – ein Wert, der im Branchenvergleich sehr gut ist.

Risikovorsorge nach wie vor moderat – wenige Kreditausfälle erwartet

Angesichts der schwankenden Kapitalmärkte haben die Sparkassen nach den Zuschreibungen im Vorjahr diesmal Wertpapiergeschäft Bewertungsaufwendungen in Höhe von moderaten 100 Mio. € eingeplant. Im Kreditgeschäft wird die Risikovorsorge trotz der Corona-Pandemie und der schwierigen Situation für Unternehmer moderat ausgeweitet und beträgt 152 Mio. €. Zum Vergleich: 2019 waren es 109 Mio. €. Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe geht davon aus, dass die Insolvenzquoten und damit auch das Bewertungsergebnis Kredit zunächst auf eher niedrigem Niveau verharren wird. Hier wirken die staatlichen Hilfen, die viele Unternehmen und Einzelselbstständige vor Schieflagen bewahren. Allerdings bleibt die aktuelle Lage schwer einschätzbar. Auch die sehr unterschiedliche Betroffenheit einzelner Sektoren und Unternehmen erschweren eine Vorhersage. Die Sparkassen in Westfalen-Lippe bleiben dennoch optimistisch und kommen auch fundamental zu dem Ergebnis, dass ihre Kunden weit überwiegend gut durch die Krise kommen  werden. Die Sparkassen stehen ihnen dabei mit großer Stabilität zur Seite: Die 57 Institute in Westfalen-Lippe sind mit einer Gesamtkapitalquote von 18,5 % sehr stark aufgestellt und können, sollte es notwendig werden, auch ein Andauern der Krise bewältigen.